Flechten

Eine Besonderheit des Lebensraums Blockhalde ist sein Reichtum an Flechten. Auf den Blockhalden des Fichtelgebirges kommen dabei bis zu 40 unterschiedliche Flechtenarten vor. Flechten sind symbiotische Organismen aus Alge und Pilz. Man unterscheidet nach der Wuchsform Blatt-, Strauch- und Krustenflechten. Flechten halten - ähnlich wie Moose - sehr extremen Klimabedingungen stand. Ein Beispiel sind die direkt auf Felsen wachsenden Krustenflechten, die Temperaturen von weit im Frostbereich bis zu 60° aushalten können und nur durch Regen und Tau mit Wasser versorgt werden.


Farb- und Formenreichtum

Die Flechten verleihen den Blockhalden Farbe. Ohne sie wäre dieser Lebensraum eine weitgehend farblose Steinwüste. Mit ihnen sind die Felsen grün, gelb, rot, grau oder schwarz gefärbt. Besonders kennzeichnend sind die gelb bis schwarzgrünen Landkartenflechten (Rhizocarpon sp.), oftmals die prägendsten Flechten der Haldenoberfälche. Unter ihnen sind Rhizocarpon geographicum und Rhizocarpon lecanorinum die häufigsten. Landkartenflechten wachsen sehr langsam. Bekannt sind Wachstumsraten von 0,25 bis 0,6 mm im Jahr. Durch Messung des Durchmessers des Flechtenthallus lässt sich daher das ungefähre Alter der Flechte bestimmen. Daneben trägt zum Farbreichtum die gelbe Kleinleuchterflechte Candelariella vitellina oder die bräunliche Acarospora fuscata bei. Die meisten anderen Arten sind grau, braun oder schwarz.


Grau mit dunklen Apothezien sind etwa Porpidia macrocarpa, Lecidea fuscoatra oder Lecidea plana. Braunschwarz gefärbt sind alle Nabelflechten (Umbilicaria sp.) Sie heißen so, weil sie mit einem Punkt an dem Gestein festgewachsen sind, darunter die im Fichtelgebirge häufige Umbilicaria polyphylla oder die seltenere Umbilicaria deusta. Unter den Blattflechten dominieren die Parmelia-Arten. Sehr häufig ist die graue Parmelia saxatilis oder die braune Parmelia omphalodes. Weit verbreitet ist aber auch die blassgrünliche Hypocenomyce scalaris. Sehr selten ist Melanelia stygia und Melanelia commixta, letztere wurde bisher nur am Ochsenkopf, Schneeberg und der Platte gefunden (WIRTH & HERTEL).


Unter den Strauchflechten sind die Rentierflechten, Cladonia-Arten, die häufig über Moospolstern an trockenen Stellen wachsen, am auffallendsten. Öfter anzutreffen sind sind Cladonia arbuscula und Cladonia rangiferina. Seltener sind Cladonia uncialis und Cladonia coccifera. Direkt auf Felsen wächst Stereocaulon dactylophyllum oder die seltene und attraktive Pseudephebe pubescens. Daneben kommt - wie etwa am Ochsenkopf - auch Isländisch Moos, Cetraria islandica, vor.


Eiszeitrelikte unter den Flechten

Zu den Besonderheiten des Lebensraumes Blockhalde gehören auch unter den Flechten einige arktisch-alpin verbreitete Arten, die im Fichtelgebirge als Eiszeitrelikt gelten. Hierzu zählen Cornicularia normoerica, die es am Schneeberg und an der Platte gibt (vgl. WIRTH & HERTEL) oder Arctoparmelia incurva. Typisch für die feuchten Halbhöhlen und Kältelöcher ist Lepraria membranacea, die bisher von den Autoren am Ochsenkopf und Schneeberg gefunden werden konnte.


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Callistus - Gemeinschaft für Zoologische und Ökologische Untersuchungen. Letztes Update: 28. Februar 2011.