Moose

Die Blockhalden weisen eine ganz eigene Moosflora auf, die mit den extremen Klimabedingungen, die auf Blockhalden herrschen, zurechtkommt.

Moose der Haldenoberfläche

Auf der Haldenoberfläche treten starke Temperaturschwankungen auf, hier erwärmt sich der Felsen bei Sonneneinstrahlung auf über 60°C. Im Winter sinken die Temperaturen weit unter Null. Typisch für die Haldenoberfläche ist das Stein-Klaffmoos Andreaea rupestris, dessen Kapsel sich mit mehreren seitlichen Spalten öffnet. Daneben sind auf der Felsoberfläche verschiedene Kissenmoos-Arten verbreitet (darunter die Raritäten Grimmia affinis und Grimmia incurva). Häufiger ist das Vielfrüchtige Hundszahnmoos Cynodontium polycarpum) oder auch die Zackenmützenmoose Racomitrium heterostichum und Racomitrium lanuginosum anzutreffen. Diese Moose wachsen in dichten Polstern und besitzen häufig an den Blattenden Glashaare, die das Sonnenlicht reflektieren und vor zu starker Einstrahlung schützen. Polsterartigen Wuchs besitzen ebenfalls viele Blütenpflanzen, die in Felsspalten der Hochgebirge wachsen. Diese Wuchsform ist evolutionär konvergent entstanden. Sie hemmt die Verdunstung und schützt vor den Auswirkungen der Kälte im Winter.


Eiszeitrelikte unter den Moosen

Unter den Moosen der Oberfläche stellt Blytts Kropfgabelzahnmoos Kiaeria blyttii eine Besonderheit dar, die im Fichtelgebirge als Eiszeitrelikt gelten kann und arktisch-alpin verbreitet ist (vgl. HERTEL & WURZEL). Im Gipfelbereich des Schneebergs wurde es durch Baumaßnahmen ausgerottet. In hangabwärtsgelegenen Haldenbereichen, im NSG Haberstein und and der Platte sind aber noch einige Polster anzutreffen (vgl. HERTEL & WURZEL).


Moose des kühlen und luftfeuchten Kluftsystems der Blockhalde

Ganz andere Bedingungen herrschen in den Hohlräumen und den erdgefüllten Blockzwischenräumen, wo die Temperaturextreme abgemildert sind und die Sonneneinstrahlung vermindert ist. Hier treten Arten des Waldbodens wie Dicranum scoparium, Polytrichum formosum oder selten auch das Blaßstielige Widertonmoos Polytrichum pallidisetum auf. Die große Besonderheit der Halden sind die Kaltluftaustritte und Taufallen. Es handelt sich um Höhlungen, die kühl-feucht sind. Das Punktierte Wurzelsternmoos Rhizomnium punctatum ist ein typisches Laubmoos dieser feuchtigkeitsgesättigten Höhlungen. Häufiger kommen auch das Durchsichtige Georgsmoos Tetraphis pellucida, das Bruchblattmoos Dicranodontium denudatum oder das Zierliches Schiefbüchsenmoos Isopterygium elegans vor. Sehr empfindliche Bewohner dieses Lebensraums, die stark auf Austrocknung oder zu starke Temperaturschwankungen reagieren, sind die Lebermoose. Folgende Arten leben in einigen Blockhalden des Fichtelgebirges: Schlankes Kahnblattmoos Sphenolobus minutus, Echtes Orkney-Moos Anastrepta orcadensis, Hatchers Bartspitzmoos Barbilophozia hatcheri und Barbilophozia attenuata, Nees von Esenbecks Bartkelchmoos Calypogeia neesiana und besonders das Eibenblättrige Doppelblattmoos Diplophyllum taxifolium. Diese seltenen, montan verbreiteten Moose können als Zeiger für die inneren Haldenbereiche und die Kaltluftbereiche dienen, an denen im Sommer kalte und feuchte, im Winter dagegen im Vergleich zur Umgebungstemperatur relativ warme Luft austritt.


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Callistus - Gemeinschaft für Zoologische und Ökologische Untersuchungen. Letztes Update: 28. Februar 2011.